Sonntag, 15. Februar 2009

Service-Hölle Zülpich?


... oder: Warum ich mir doch wieder selber die Haare geschnitten habe....

Am vergangenen Mittwoch wollte ich nach mehreren Jahren wieder einmal einen Friseur aufsuchen. Normalerweise schneide ich mir die Haare ja selber mit dem Bartschneider auf 6mm Länge, aber irgendwie hatte ich diesmal keine Lust das selbst zu tun und hinterher die Haare im Badezimmer zusammen zu fegen. Also kam mir, als ich von der Arbeit nach Hause fuhr, der Gedanke, ich könne ja mal wieder zum Friseur gehen.

Gesagt, getan! Ich hielt an einem Friseurgeschäft, das ich dann auch völlig vorurteilsfrei betrat. Vier Angestellte waren dort, von denen zwei jeweils einen Kunden bedienten. Ich grüßte freundlich die junge Dame an der Rezeption und brachte mein Anliegen vor, die Haare kürzen lassen zu wollen. Misstrauisch wurde ich beäugt und gefragt: "Haben Sie denn einen Termin?". Dies verneinte ich wahrheitsgemäß, worauf die junge Dame äußerte, dass sie da erstmal die Chefin fragen müsse. Leider schien die Chefin mit mir als terminlosem Kunden nicht einverstanden zu sein, denn die junge Dame empfahl mir bei ihrer Rückkehr doch für einen anderen Tag einen Termin zu vereinbaren. Mein Hinweis darauf, dass doch zwei Mitarbeiterinnen augenscheinlich frei seien und ich selbst lediglich zehn Minuten dafür brauche, meine Haare auf 6mm Länge zu kürzen, es bei den Profis im Friseursalon wohl nicht länger dauern würde, wurde mit einem bedauernden Kopfschütteln und dem Hinweis: "Tut mir leid, aber ohne Termin......." beantwortet. Ich verliess das gastliche Haus.

Auf dem Weg zu meinem Auto fiel mir ein, dass mir ein Friseur in der Kölnstraße bereits schon mehrmals empfohlen worden war. Also fuhr ich wieder in die Kernstadt. Die Empfehlung schien gut zu sein, denn dieser Salon war bis auf den letzten Platz besetzt. Trotzdem wurde ich vom Personal mit einem fast einstimmigen "Guten Abend" begrüßt. Eine junge Dame unterbrach kurz ihre Arbeit, um nach meinen Wünschen zu fragen. Bedauernd teilte sie mir mit, dass ich selbstverständlich noch bedient würde, bat aber auch um Verständnis dafür, dass ich etwa 90 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen müsse. Sie entschuldigte sich sogar für die Wartezeit. Dafür hatte ich absolutes Verständnis, denn es warteten bereits mehrere Kunden in der Warte-Ecke und ich fühlte mich trotzdem als Kunde willkommen und geschätzt. Leider konnte ich aber aufgrund eines anderen Termins an diesem Abend nicht bleiben und habe mich freundlich verabschiedet. Nochmals bedauerte die junge Dame, dass sie mich nicht sofort bedienen könne und wünschte mir einen guten Abend, verbunden mit der Bitte, doch trotzdem bald wieder zu kommen. Das werde ich bestimmt tun, denn dort wurde ich wirklich wie ein geschätzter Kunde behandelt.

Nun waren aber meine Haare immer noch nicht gekürzt und ich suchte daher einen dritten Zülpicher Salon auf. Dort - in einem riesigen, über mehrere, ineinander übergehende Räume verteilten Etablissement - bedienten ein Herr und eine Dame jeweils einen Kunden. Der Herr, augenscheinlich der Inhaber (der "Schäff") rasierte gerade einem Kunden den Nacken und selbst für mich als Laien war zu sehen, dass er seine Arbeit beinahe beendet hatte.

Mein freundliches "Guten Tag" wurde nicht erwidert. Nach etwa zwei Minuten, in denen ich wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Tresen stand, rief "der Schäff" laut einen Frauennamen durch den Salon. Etwa eine halbe Minute später tauchte eine Frau - nennen wir sie doch einfach Maria - hinter dem Tresen auf, deren Gesichtsausdruck darauf schließen liess, dass sie wohl entweder beim Kreuzworträtsellösen, beim Kacken, oder einer anderen wichtigen Beschäftigung gestört worden war. Sie schaute mich an und fragte mit genervter Stimme (ohne Gruß vorab): "JAAAAA?????"

Ich brachte wieder das Anliegen vor, dass ich gern meine Haare auf 6mm Länge gekürzt haben wolle, was mir die entgeisterte Frage: "Waaas? Einen MASCHINEN-Schnitt???" einbrachte. Mir schien, ob ihres Tonfalls, dass ich Maria wohl ein unmoralisches Angebot gemacht haben musste, so entgeistert und entrüstet wie sie war. Trotzdem bejahte ich mutig und wurde recht harsch belehrt: "Entweder sie machen einen Termin, oder sie müssen warten! Mindestens 30 Minuten!"

"Ähem", bemerkte ich, "ich sehe drei Friseure und zwei Kunden. Warum werde ich nicht bedient?"

"Weil ich erst DA föhnen muss!", sagte Maria und zeigte auf den Kunden vom "Schäff".

"Nun ja, aber dann wird ja ihr Kollege frei!", wagte ich zu entgegnen, worauf Maria mich belehrte: "Der SCHÄFF macht keinen MASCHINEN-Schnitt!"

Das war der Moment, wo ich vor Wut beinahe geplatzt wäre. Ich fasse zusammen: Der Salon kann ruhig leer sein, Zülpicher Friseure kehren den Star-Coiffeur raus und machen keine MASCHINEN-Schnitte! Schon gar nicht ohne Termin! Na, dem Friseurhandwerk scheint es ja wesentlich besser zu gehen, als immer behauptet wird, wenn es sich unsere Vordereifeler Dorf-Coiffeure leisten können, den "Udo Walz für Arme" zu spielen.

An diesem Abend habe ich mir dann die Haare doch wieder selber geschnitten, mit dem guten Gefühl, weder bei mir einen Termin vereinbaren zu müssen, trotzdem von "SCHÄFF" (denn ich bin mein eigener SCHÄFF!) bedient worden zu sein und auch noch Geld gespart zu haben.

Unsere Zülpicher Möchte-gern-Star-Coiffeure sollten einmal eine Schulung zum Thema "Servicequalität und Kundenumgang" besuchen. Leere Salons machen vor allem dann ein schlechtes Bild, wenn Kunden trotzdem weggeschickt werden! Hoffentlich kommt keiner der Besucher der Landesgartenschau im Jahr 2014 auf die Idee, sich in Zülpich die Haare schneiden zu lassen. Dies würde ein sehr schlechtes Bild auf unsere Stadt werfen. Oder wir sollten vielleicht jetzt schon darauf hinweisen, dass man - prophylaktisch - vielleicht schon JETZT einen Termin dafür vereinbaren sollte.

Einzig beim Team des Friseursalons "Friseurteam Hair" in der der Kölnstraße 39 möchte ich mich bedanken, dass man mich - trotz großem Arbeitsanfall - freundlich und zuvorkommend behandelt hat und diesem Team verspreche ich, dass ich bestimmt wiederkomme und diesmal auch gern etwas Wartezeit mitbringe.
(Bildnachweis: www.pixelio.de)